Esskultur 2.0: Genuss statt Gängelei!

Esskultur 2.0 – Analoger Käse & Digitale Wurst: Wie kochen und genießen wir morgen?

Als Foodbloggerin interessiert mich eigentlich alles, was mit Essen, Trinken und den damit einhergehenden Kulturen und Gepflogenheiten zu tun hat. Ob die Grillmeisterschaft in Schweinfurt, die Wurstschlachterei im Umland, das Genussfestival in Fulda, oder das Krimi-Dinner im Berliner Hinterhof – all das und noch viel mehr ist Content für den Berliner Foodblog „Social Media Dinner“, den ich seit einiger Zeit mit vier weiteren befreundeten Foodbloggern mit allerlei Leckereien befülle. Aktuell veranstalten wir eine Blogparade zum Thema: Esskultur 2.0 – Analoger Käse & Digitale Wurst: Wie kochen und genießen wir morgen? Und das ist mein Beitrag dazu:

Ja, ich fotografiere mein Essen.

Ja, das ist sicherlich für meine Umwelt ab und an befremdlich.

Ja, gelegentlich würde ich auch gern einfach nur den Löffel in die Suppe tunken und zuschlagen, denn das Essen kühlt ja nicht nur ab, bei all den „Posen“, das es vor meiner Handy-Kamera machen muss, sondern manchmal hab ich auch gar keine Lust Fotos zu schießen und irgendjemanden an meinem ganz persönlichen kulinarischen Glück teilhaben zu lassen.

Doch als Foodblogger ist man immer auf Mission und wittert hinter jeder besonderen Speise eine fantastische Entstehungsgeschichte oder zumindest eine geniale Idee. Manchmal erhält man hierzu auch noch Auskunft vom Geschäftsführer oder Chefkoch persönlich, manchmal bleibt es auch nur ein Teil der eigenen Wahrnehmung und fließt dann in die Blogposts zu den einzelnen Entdeckungen und Erlebnissen ein.

Foodtrends

Als Foodbloggerin beschäftigt man sich automatisch mit den neuesten Trends der Nahrungsbranche, wie zum Beispiel mit Hanni Rützlers kürzlich veröffentlichtem Foodreport 2015, aber auch innerhalb unserer eigenen kleinen Social Media Dinner – Veranstaltungen zeichnen sich allmählich die Trends stärker ab. So führten wir zum Beispiel im Mai 2014 gemeinsam mit Mareike und Judith vom Blog „Berlin- Ick liebe dir“ unser erstes veganes Dinner durch. Ein Dreigang-Menü, bestehend ausschließlich aus veganen Gerichten. Obwohl, abgesehen von den Gastgeberinnen Mareike und Judith, keiner der weiteren Dinner-Gäste vegan leben, wurden sie auf diesem Wege vielleicht zum ersten Mal mit der geballten veganen Ernährung konfrontiert. Niemand der Gäste hat sich über fehlende tierische Proteine beschwert oder sich saftige Steaks als Beilage gewünscht, es hat also allen geschmeckt und satt wurden sie auch.

Vielleicht ist genau dies und das Verhalten der nicht-veganen Dinner-Gäste die Zukunft des Essens: Genuss statt Gängelei! Das gemeinsame Genießen der Speisen, unabhängig von den Vorlieben des Einzelnen, kein militanter Vegetarismus, kein übertriebener Fleischverzehr, kein penibles Kohlenhydrate-zählen, sondern einfach nur miteinander sein, dem Essen das zurückgeben, was es einst hatte: Geschichte und Herkunft.

Nahrung sollte meiner Meinung nach nicht ausschließlich dem Stillen des Hungers dienen (ich bin mir darüber im Klaren, das dies durchaus eine Luxus-Debatte angesichts des steigenden Welthungers ist) – sondern eben auch dazu dienen, den Menschen wieder Gemeinsamkeit, zumindest aber gemeinsame Zeit zurück zu geben. Dies kann und sollte sogar bereits bei der Zubereitung der Speisen beginnen. Nichts geht zum Beispiel über das kollektive Gemüseschnippeln fürs Angrillen zu Frühlingsbeginn, oder gemeinsame Kochabende, wo bereits beim Zubereiten der Speisen die erste Flasche Wein geöffnet und genossen wird.

 

Gemeinsam isst man weniger allein

Esskultur 2.0 – Analoger Käse & Digitale Wurst Wie kochen und genießen wir morgen?
Esskultur 2.0 – Analoger Käse & Digitale Wurst
Wie kochen und genießen wir morgen?

Der gemeinsame Genuss von Speisen bringt Menschen zusammen, ist meditativ und eröffnet neue Blickwinkel. Es ist ein Schaufenster in die Leben der anderen, die zur Herkunfts- und Entstehungsgeschichte von Speisen oder Zubereitungsarten oftmals spannende und überraschende Erzählungen parat haben.

Für die Esskultur 2.0. hoffe ich von daher auf einen genussvolleren Umgang mit Essen, über selbstgesteckte Grenzen des Verzehrs hinaus, ungeachtet irgendwelcher Statussysmbole, die Bestandteile des Essens oder Orte des Verzehrs indirekt transportieren können. Ich wünsche mir, dass der Fokus wieder auf die gemeinsame Zeit, die man bereits bei der Zubereitung des Essens miteinander verbringen kann liegt, und dass sich Menschen miteinander zum Genießen und zur Erweiterung ihres kulinarischen Horizontes zusammenfinden.